Umdenken führt zu neuen Rekorden

    Mit Zuckerbrot und Peitsche – dieser Devise folgt auch der Kampf gegen Littering in der Schweiz. Im ablaufenden Jahr haben sowohl Sensibilisierungs-Massnahmen als auch Sanktionen zu einer öffentlichen Debatte über Littering geführt, die das Littering-Verhalten der Bevölkerung positiv beeinflusst. Dass der Massnahmen-Mix zu einer Entspannung der Littering-Situation geführt hat, zeigt auch die zum vierten Mal durchgeführte Umfrage der IG saubere Umwelt (IGSU).

    (Bilder: zVg) Schulen, Gemeinden, Unternehmen und Vereine beteiligen sich seit 2013 regelmässig am Clean-Up-Day

    Das Thema Littering bewegt die Schweiz – so auch 2018. In den Sozialen Medien wurden besonders zu Beginn des Sommers «Abfallsünder» angeprangert, die ihren Abfall an öffentlichen Orten zurückgelassen hatten. In Zeitungen wurde unter anderem sogar vermutet, die steigende Anzahl von gemeldeten Zeckenbissen sei zurückzuführen auf Littering. Herumliegender Abfall locke Zecken-Taxis wie Mäuse und Füchse in die Stadt, weshalb auch dort vermehrt Zecken lauern.

    «Das Bewusstsein für die Littering-Problematik hat in den letzten Jahren zugenommen», so Nora Steimer, Geschäftsleiterin der IG saubere Umwelt (IGSU). «Die Öffentlichkeit hat erkannt, dass Littering der Umwelt und der Lebensqualität der betroffenen Bevölkerung schadet, und will es nicht mehr tolerieren», ist sie sich sicher. Dieses neue Bewusstsein hilft, die Littering-Situation unter Kontrolle zu halten. Das zeigt auch die Umfrage, welche die IGSU seit 2015 bei Passantinnen und Passanten in der Schweiz durchführt.

    Die Auswertungen der diesjährigen Umfrage haben ergeben, dass sich die Littering-Situation aus Sicht der Bevölkerung in allen Landesteilen weiter stabilisiert und sogar leicht verbessert hat. Das Littering-Ausmass an den Befragungsorten wird von den 4823 Befragten durchschnittlich als «eher wenig» eingestuft. Wie die Studienergebnisse zeigen, fühlen sich aber noch immer rund 70% der Befragten «eher stark» bis «stark» von Littering gestört.

    Neue Rekorde bei Freiwilligenarbeit
    Die Debatte ins Rollen gebracht haben unter anderem die Aktionen der IGSU. Seit elf Jahren setzt sie sich gegen Littering ein und lanciert regelmässig neue Massnahmen. Dass ihre Bemühungen Früchte tragen, spürt Nora Steimer auch bei der Durchführung von bewährten Aktionen. So beispielsweise am nationalen IGSU Clean-Up-Day, an welchem dieses Jahr zum sechsten Mal Schulen, Gemeinden, Unternehmen und Vereine die Natur von herumliegendem Abfall befreit haben: Dieses Mal wurden über 530 Aufräum-Aktionen durchgeführt – rund 80 Aktionen mehr als im bisherigen Rekordjahr 2017. «Der grosse Wille, etwas gegen Littering zu unternehmen, zeigt sich auch bei unserem jüngsten Projekt, das Raumpatenschaften fördert», erklärt Nora Steimer. Dabei kümmern sich Einzelpersonen und Gruppen regelmässig um bestimmte Gebiete und sorgen dafür, dass diese sauber bleiben. «Es überrascht uns immer wieder, mit welcher Leidenschaft sich die Freiwilligen gegen Littering einsetzen», so Steimer. Besonders stolz sei sie auch auf die IGSU-Botschafter-Teams, die jedes Jahr in über 50 Städten und Gemeinden Passantinnen und Passanten auf die Littering-Problematik aufmerksam machen.

    Öffentliche Debatten
    Die Sensibilisierung ist sehr wichtig, findet auch Marco Buletti, Stv. Abteilungsleiter Abteilung Abfall und Rohstoffe beim Bundesamt für Umwelt BAFU. «Aktive Partner wie die IGSU bewirken damit bereits viel. Sie sorgen auch dafür, dass das Thema Littering immer wieder in den Medien erscheint», erklärt er. Indem die Bevölkerung auf verschiedenen Kanälen mit dem Thema konfrontiert wird, setzt sie sich damit auseinander. Egal ob auf Plakaten, in der Pendlerzeitung oder auf Social Media – das Thema Littering war 2018 allgegenwärtig. «Damit die Sensibilisierung der Bevölkerung weiter zunimmt, ist es wichtig, die Debatte am Laufen zu halten und mit weiteren Anti-Littering-Massnahmen anzuheizen», rät er.

    Ein Kampf an verschiedenen Fronten
    Angeheizt wird die Debatte auch durch die Bemühungen verschiedener Kantone, Littering einheitlich zu sanktionieren. Nachdem der Nationalrat 2016 die Einführung einer schweizweiten Littering-Busse abgelehnt hat, wird nun vielerorts an kantonalen Lösungen gearbeitet. So plant beispielsweise der Aargauer Regierungsrat, Littering-Verstösse mit einer Ordnungsbusse von 100 Franken zu ahnden. Eine entsprechende Botschaft wurde Anfang November für die Beratung durch den Grossen Rat verabschiedet. Bereits einen Schritt weiter ist der Kanton Freiburg: Der Grosse Rat hat Anfang November einer Gesetzesänderung zugestimmt, die es ermöglicht, Abfallsünder zukünftig mit Bussen in der Höhe von 40 bis 60 Franken zu sanktionieren. «Ordnungsbussen allein werden Littering nicht eindämmen können. Doch in Kombination mit den Sensibilisierungs-Massnahmen führen sie zu einem guten Massnahmen-Mix», glaubt Nora Steimer. «Und das hilft, die Situation langsam, aber stetig zu verbessern.»

    Weitere Infos zu der Interessengemeinschaft für eine saubere Umwelt (IGSU): www.igsu.ch

    pd

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