Ich mag Hunde nicht besonders!

     


    Mit spitzer Feder …


    (Bild: zVg)

    Hunde sind die besten Freunde des Menschen, heisst es gerne. Nun, meine Freunde sind es weniger. Oder anders ausgedrückt – ich mag Hunde nicht besonders. Ich weiss, damit spreche ich ein sehr heikles Thema an und begebe mich auf gefährliches Terrain. Denn, wer keine Hunde mag, gilt als schlechter Mensch. Es ist nicht das Tier an und für sich, das mich stört, sondern sein Zusammenleben mit dem Menschen, seine Vermenschlichung und seine Kommerzialisierung – das finde ich absolut verstörend und abstossend. Zudem sind die Kollateralunannehmlichkeiten mit diesen Tieren irgendwie unerträglich. Kürzlich erlebte ich im öffentlichen Raum zwei für mich unangenehme Erlebnisse mit «dem besten Freund des Menschen». Ich beobachtete einen Mann, der mit seinem American Staffordshire Terrier Zungenküsse austauschte. Ekelhaft! Das Bedürfnis nach Sauberkeit und Reinlichkeiten hatte ich noch ein paar Tage danach. Ebenso abstossend fand ich in einem Restaurant eine Dame, die mit Ihrem Spitz auf dem Schoss Tisch und Teller (zuhause wohl auch Bett) teilte. Die Maulflora eines Hundes ist sehr artenreich und das Stäbchenbakterium, Capnocytophaga canimorsus, das sich dort mit Vorliebe ansiedelt, kann für uns Menschen äusserst gefährlich werden. Hunde stecken ihre Schnauze in alles und sind Bakterienschleudern pur. Deshalb schätze ich es gar nicht, wenn Hunde mir zu nahekommen, geschweige meine Hände ablecken oder an mir herumschnuppern – auch wenn das ihr Begrüssungsritual ist.

    Diese chronische und zwanghafte Vermenschlichung der Tiere – wofür sie ja nichts können – ist meiner Meinung nach nicht zu ihrem Wohl. «Komm zu Papi. Ich will mit dir kuscheln.» Da wird mir schlecht. Hunde sind keine vierbeinigen Menschen und können doch nicht alle unsere Bedürfnisse abdecken, unsere Unzulänglichkeiten kompensieren und unsere Probleme lösen. Wir haben diese Fantasie, dass Hund nur glücklich und gesund machen. Spätestens seit der Pandemie wurde dieses zwanghaft rosige Bild noch mehr manifestiert. Mit Hunden fühlen wir uns weniger einsam und sie geben uns Stabilität. Das mag für gewissen Menschen zutreffen – dabei vergessen viele allerdings zu oft, dass sie damit lebenslang die Verantwortung für ein Lebewesen übernommen haben. Ich frage mich, ob Hunde überhaupt so eng mit dem Menschen leben wollen. Oder um es nicht viel mehr darum geht, dass ihre Besitzer sie als verlängertes Ego benutzen, um ihre Bedürfnisse abzudecken. Mit Tieren in Kontakt zu treten, fördert die Empathie. Wir lernen dabei viel über sie – einverstanden. Aber nicht so.

    Ein weiterer Punkt ist das Exkrementensammeln, das für mich Hunde sehr unsympathisch macht. Obwohl ich ästhetisch und ordnungspolitisch sehr dafür bin, das Stadtbild nicht von Hundehaltern und ihren Tieren bestimmen zu lassen, finde ich die Vorstellung, den Kot des Hundes in kleinen, gefühlsechten Plastikbeutelchen aufzusammeln, nur mässig reizvoll. Das kann man kleinlich finden, aber ab dem Alter von vier Jahren, sollte ein Mensch nicht mehr in Exkrementen wühlen. Hinzu kommt diese «hündische Art» der Tiere, die mir – ich kann es nicht anderes sagen – auf die Nerven geht. Hunde sind total auf ihre Frauchen und Herrchen fixiert, was notabene auch des Menschen Verdienstes ist. Sie wollen immer und überall dabei sein – wie ein zweiter Schatten, der einem überall hin folgt, ja einem geradezu belagert. Für mich als Freigeist ist das zu viel des Guten. Loyalität und Treue in Ehren – aber bitte mit der nötigen Distanz. Katzen dahingegen mit ihrer eigenwilligen Art sind mir viel sympathischer.

    Es gibt aber auch Hunde, die ich mag. Am meisten schätze ich die Berner Sennenhunde, die Haus und Hof bewachen, ab und zu schwanzwedelnd einem begrüssen, um sich unter den nächsten schattenspenden Baum zurückzuziehen und den Tag zu verschlafen. Ich mag Hunde, die ihrem Urahnen – dem Wolf ähneln, und auf Distanz mit uns Menschen Kontakt aufnehmen und ihrer Art gemäss leben – oder eben Lawinen-, Polizei- und Jagdhunde. Aber diese dominierten, artgestörten «Bettvorläger», die als Antidepressiva für ihre durchgeknallten Frauchen und Herrchen ein armseliges Dasein fristen, stossen mich ab. Diese designten Schattenwesen tun mir leid – das sind auch keine echten Hunde mehr.

    Herzlichst,
    Ihre Corinne Remund
    Verlagsredaktorin

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